LANDLUFT

Ja, es hat jetzt eine Weile gedauert, bis ich mich aus dem Corona-Tief melde. Wir schreiben heute den 15. März 2021. Am 15. März 2020 wurden wir alle in den ersten Lockdown geschickt. Eine lange Zeit, in der manche von uns viel erlebt haben, und manche von uns wenig. Aber uns alle eint, dass wir uns auf den Frühling freuen, auf die Sonne und die vielen Begegnungen, die wir so sehr vermissen. Auch die Sehnsucht nach den verschiedensten Reisen wächst täglich. Bis es soweit ist, erzähle ich euch aus unserem Dorf. Nun, was wirklich Neues gibt es nicht, Anthering ist immer noch das Naturdorf vor den Toren Salzburgs. Und wenn ich Natur schreibe, meine ich Natur.

Gerade jetzt ist die Zeit, in der unsere Landwirte wieder mit den Miststreuern auf die Felder fahren. Ihr wisst, wonach es dann riecht, bei uns am Land. Manche Leute stören sich daran, ja sie schimpfen sogar. Dabei ist diese Arbeit so wichtig für das Wachstum unserer Wiesen. Es hat mich aber auf die Idee gebracht, aufzuspüren, wonach es in unserem Ort sonst noch so „duftet“.

Die Düfte von Anthering

Am Weg ins Dorf, komme ich an einem Bach vorbei. Dort wächst Brunnenkresse – ja, die ist leider schon selten geworden. ABER: Dieses Kraut rundet jeden Erdäpfelsalat perfekt ab. Ihr Duft ist etwas scharf, fast wie Kren. Genauso ist der Geschmack. Wenn man so mit „offener Nase“ durch die Gegend geht, kann man sogar erahnen, wie kaltes Wasser riecht. Werde es jetzt ganz banal als „frisch“ bezeichnen. Die Erde daneben riecht nach Wachstum und Leben.

In der Hangstraße ist die Salzburger Ölmühle zu finden. Es ist als würde aus den Poren der Mauern diese herzliche Note von Leinsamen und Mandelkernen heraustreten. Hier werden Samen und Kerne vermahlen, um an den wertvollen Inhalt zu gelangen. Entlang des Schaukelweges, der noch im Winterschlaf dahin döst, raschelt noch das Laub unter meinen Schuhen. Im Wald riecht es leicht moderig. Die Bäume wachen gerade erst auf, die jungen Knospen sind schon zu sehen.

Gerüche im Ortszentrum

Um ins Dorf zu kommen, führt mich mein Weg an der Bäckerei Schmidhuber vorbei. Zeit sich satt zu riechen, am Duft von herrlichem Gebäck und Brot. Das Schwarzbrot vom Christian ist landesweit bekannt und beliebt. Ich weiß jetzt nicht wie geheim das ist, aber der Christian macht auch „Brotzentig“ – einen Whisky der seinesgleichen sucht. Sobald ich den mal riechen und schmecken darf, gebe ich euch Bescheid.

Vorbei an den süßen Alpakas der Familie Macherhammer, mache ich noch einen Abstecher in den Kräutergarten, bevor ich ins Zentrum unseres kleinen Ortes gelange. Ganz zaghaft, wagen sich schon junge Pflanzen aus der Erde. Dieses Schauspiel kann man noch nicht riechen, aber es ist als ob man es hören kann. Der Sperlbauer hat direkt in der „Kurve“ gegenüber der Kirche einen kleinen Laden, und beim Sepp duftet es nach Leberkäse und gebratenem Speck. Es gibt nicht nur frisches Fleisch, sondern auch Gemüse, Eier und Käse. Außerdem für den kleinen Hunger, Jause zum Sofortverzehr.

Ein paar Meter weiter, unser Blumengeschäft – die Duftrose. Es stehen schon Kräuter bereit, die eingepflanzt werden wollen. Betritt man Marias Domizil, wird man schier eingehüllt von Düften. Rosen, Ranunkeln, Tulpen – jede Blüte auch ein Farberlebnis. Beim Friseur Jedermann bekommt man zarte Parfumdüfte in die Nase, sobald man die Türe öffnet.

Da meine Runde eine kleine wird, mache ich mich bereits auf den Weg zurück. Das Bella Mare – ja, das ist ein bisschen Italien im Dorf. Auch im Lockdown bäckt der Rudi für uns Pizzen und grillt allerlei Köstlichkeiten. Gemeinde und Feuerwehr haben jetzt geruchlich nicht viel zu bieten, ABER ohne die beiden wären wir Bürger ziemlich hilflos, wenns mal brennt.

Das Hotel Ammerhauser ist leider schon viel zu lange geschlossen. Wie sehr freuen wir uns alle auf den Kaffeeduft im Gastgarten, die lauen Abende bei Livemusik, mit hervorragendem Essen. Und an diesen Genuss kann ich mich immer erinnern, wie gut das nicht nur duftet, sondern auch schmeckt.

Ihr seht schon, ich war jetzt 45 Minuten unterwegs, und hab schon so viel recherchiert bei uns im Dorf.

Von wegen LANDLUFT!!! Ich mag ALLES – und das bitte ganz bald.