Interview mit Bernhard Thalmayr, Obmann der Wassergenossenschaft

 

Bernhard Thalmayr, Obmann der Wassergenossenschaft, erzählt im Interview mit Christian Burkhard alles rund um das Thema „Wasser in Anthering“. Darüber hinaus gibt er uns interessante Einblicke in andere wichtige Bereiche wie die Wasserversorgung in Österreich, die globale Entwicklung und den Klimawandel sowie den verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Wasser.

Wassergenossenschaft 01

Aber zuerst die Antwort auf eine Frage, die vielleicht einigen auf der Zunge liegt: Was macht eigentlich der Obmann der Wassergenossenschaft? Nun, das Aufgabengebiet ist sehr vielfältig und umfasst die gesamte Palette der Trinkwasserversorgung vor Ort. Das beginnt bei der Überwachung und Instandhaltung der Versorgungsanlagen (Brunnen und Quellen, Hochbehälter, Leitungsnetz, maschinelle Einrichtungen, etc.), geht über die administrativen Aufgaben, wie z.B. Buchhaltung, Rechnungslegung, Bauverhandlungen, satzungsgemäße Sitzungen und Betreuung der Mitglieder, bis hin zum Leitungsbau, der Reparatur von Rohrbrüchen, dem Erstellen neuer Anschlüsse, dem Tausch der Wasserzähler und dem Erkunden neuer Wasservorkommen. Vorrangiges Ziel ist die kostengünstige Versorgung der Mitglieder mit bestem Trinkwasser. Dementsprechend sind die Mitarbeiter der Wassergenossenschaft auch rund um die Uhr erreichbar.

Fakten zu Anthering

Anthering bezieht sein Trinkwasser überwiegend aus den beiden Hochzonen Trainting und Hupping und aus dem Grundwasserbrunnen in der Antheringer Au. Diese Wasservorkommen werden von Grundwasserkörpern gespeist, für die mittlerweile ein Wasserschongebiet ausgewiesen wurde. Das Quellwasser wird in einen Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 1.000 m3 geleitet und über 33 km Hauptleitungen und 12 km Hausanschlussleitungen verteilt.

Derzeit werden in Anthering jährlich rund 165.000 Kubikmeter Wasser verbraucht. Das sind etwa 500 m3 pro Tag. Dieser Verbrauch ist in den letzten Jahren relativ gleichgeblieben, nur die Verteilung hat sich geändert: War es früher die Käserei, die das meiste Wasser verbrauchte, so sind es heute Gasthäuser, Landwirtschaft und größere Gewerbebetriebe.

Klimawandel und seine Auswirkung auf die Wasserversorgung in Österreich

Lange Zeit wurde das Thema „Trinkwasser“ in Österreich relativ entspannt betrachtet und wir zählen nach wie vor zu den „gesegneten“ Ländern, in denen man das Wasser aus der Leitung überall problemlos trinken kann. Dennoch hat die zunehmende Trockenheit der letzten Jahre ihre Spuren hinterlassen: Brunnen müssen tiefer gebohrt und Quellen neu gefasst werden. Bodenversiegelung und Entwässerung verhindern, dass ausreichend Regenwasser im Boden versickern kann und so die Grundwasserreserven wieder vollständig aufgefüllt werden.

Gleichzeitig sieht der Obmann ein großes Einsparungspotential. Zum Beispiel wird bei uns immer noch Trinkwasser für die Toiletten verwendet. Hier wäre auf jeden Fall eine Umstellung auf Nutzwasser sinnvoll. Auch kleinere Poolanlagen ohne regelmäßige bzw. automatische Überwachung stellen ein Risiko für den Mehrverbrauch dar: Sobald das Wasser durch Sauerstoffmangel kippt, wird es einfach abgelassen und der Pool neu befüllt. Eine solche Befüllung verbraucht gut und gerne 15.000 bis 28.000 Liter Trinkwasser.

Ebenso kritisch sieht er die Wasserentnahme aus Flüssen und Seen für Bewässerungen. Stattdessen empfiehlt er den Bau von Regenwassernutzungsanlagen und wünscht sich, dass diese bei Neubauten – sowohl privat als auch gewerblich – gesetzlich vorgeschrieben werden. Damit kann auch die Hochwassergefahr reduziert werden.

Als weiteren wichtigen Schritt für die Zukunft sieht der Obmann den Ausbau der Wasserschongebiete in Österreich. Im Gegensatz zu Wasserschutzgebieten sind Schongebiete nicht nur auf Zonen rund um Trinkwassergewinnungsstellen beschränkt, sondern können weitere Gebiete umfassen, um den Schutz des Grundwassers zu gewährleisten. Dies sollte wasserrechtlich abgesichert werden, um unsere Grundwasserreserven auch für die Zukunft zu sichern.

Bernhard Thalmayr hat als Obmann der Wassergenossenschaft alle Hände voll zu tun. Zum Glück gehört er zu jenen Menschen, die ihren Beruf mit Interesse und Hingabe ausüben und ihre verantwortungsvolle Aufgabe mit dem nötigen Weitblick angehen.

Wir bedanken uns herzlich für das ausführliche Interview!