Interview mit Maria Liebenwein, Romana Haderer und Elisabeth Afik

Wie jedes Jahr findet am 15. August 2024 das Kräuterfest in Anthering statt.
Maria Liebenwein, Romana Haderer und Elisabeth Afik erzählen uns von dieser schönen Tradition.

Wie kam es damals dazu, dass entschieden wurde, in Anthering einen Kräutergarten anzulegen?

Die Idee und die Initiative zu einem ‚Kräutergarten für alle‘ stammt von Frieda Aigner.
Gemeinsam mit ein paar Gleichgesinnten und großer Unterstützung durch ihren Mann Hermann und auch den damaligen Bürgermeister Ing. Alois Ehrenreich hat sie 1992 dieses großartige Projekt umgesetzt. Das war auch deshalb so besonders, weil Kräuter damals vor 32 Jahren einfach noch nicht so ‚in‘ waren wie heute.

Was macht den Antheringer Kräutergarten so besonders? 

Die Vielfalt und Verschiedenartigkeit der Pflanzen machen den Garten einzigartig.  Mehr als 300 Kräuter werden hier gehegt und gepflegt.
Besonders ist auch, dass der Garten als Schaugarten jederzeit frei zugänglich ist.

Wer betreut den Garten übers Jahr hinweg? Wer sind die Personen hinter dem Naturparadies?

Wir sind eine Gemeinschaft von über 30 Personen, die gemeinsam diesen Garten betreut. Jedes Mitglied hat seine Aufgabe bzw. seinen Bereich. In unserer Runde gibt es auch Expert:innen, so haben wir drei Kräuterpädagoginnen, einen Gärtner, und wir haben unseren ‚Taferlbuam‘, den Schwaiger Toni, der sich als Tonkünstler um die richtige Beschriftung unserer Pflanzen kümmert. Jeder kann hier sein Talent einbringen, was unsere Gruppe sehr ‚bunt‘ macht.
Erwähnt werden muss hier neben Frieda Aigner auch unbedingt die Familie Herr, ohne die unser Garten nicht das wäre, was er heute ist.

Welche Angebote bietet der Kräutergarten?

Jede:r ist eingeladen, den Garten mit seinen Farben und Düften zu genießen. Führungen werden zurzeit nicht angeboten, aber wenn es sich ergibt, freuen wir uns über einen „Gartentratsch“ mit unseren Besucher:innen.
Gemeinsam mit der Volksschule haben wir schon einige Projekte durchgeführt, die Kindergartengruppen besuchen uns gerne, die Bücherei bietet heuer im Garten für Volksschulkinder ein Bücherpicknick an.
Für unsere Mitarbeiter gibt es immer wieder Workshops, z.B. „Töpfern mit Toni“ oder „Kranzerlbinden mit Maria“.

Welche Highlights gab es seit der Entstehung im Garten?

Highlights in den 32 Jahren waren sicher die Herausgabe von zwei Büchern, verschiedene unvergessliche Feste, die im Garten gefeiert wurden, u.a. ein Vogelscheuchenfest, an dem sämtliche Antheringer Vereine beteiligt waren.
Dann gab es noch mehrere Projekte mit Schulklassen, u.a. haben die Schulkinder einmal Gartengeister für den Garten gebastelt.
Für uns Kräuterhexen zählen zu den schönsten Erinnerungen sicher unsere Reisen, z.B. nach Cornwall oder nach Madeira. Diese Reisen werden immer von unserer Reiseexpertin Grete Koller organisiert.

Wir als Tourismusverband vermarkten den Ort ja als ‚Naturdorf Anthering‘ – welche Bedeutung hat der Kräutergarten aus eurer Sicht dafür?

Wir finden, dass unser Garten da eine sehr große Rolle spielt. Vor zwei Jahren haben wir auf Initiative von Elisabeth Afik die ‚Natur im Garten‘ Plakette verliehen bekommen, was bedeutet, dass wir in unserem Garten auf chemisch-synthetische Düngung, Pestizide und Torf verzichten und die Artenvielfalt fördern.

Und so eine kleine Auszeit im Kräutergarten, umgeben von dem herrlichen Duft, ist eine richtige Wohltat für Körper, Geist und Seele.

Was sind deine/eure liebsten Kräuter und warum?

Da gibt es viele, aber der Salbei mit seinem herben Duft ist einer meiner Favoriten, außerdem ist er ein richtiger Alleskönner! Auch die Kapuzinerkresse mit ihren leuchtenden Blüten, ihrem scharfen Geschmack und ihrer Heilkraft bei Infekten und Entzündungen ist eine Lieblingspflanze. – Maria Liebenwein

Sind Veränderungen/Entwicklungen für den Kräutergarten geplant?

Die wohl größte Veränderung gab es vor einigen Monaten, da hat unsere ‚Chefkräuterhexe‘ Frieda Aigner die Leitung des Gartens nach 32 Jahren zurückgelegt.
Es gibt jetzt ein Leitungsteam mit Elisabeth Afik, Romana Haderer und Maria Liebenwein. Wir hoffen, dass es uns gelingt, Friedas Werk in ihrem Sinne weiterzuführen, die Fußstapfen sind allerdings sehr groß! 

Wir heißen auch immer wieder neue engagierte ehrenamtliche Mitglieder willkommen.

Erzählt ein bisschen vom diesjährigen Kräutergartenfest.

Rund um unseren Kräutlmarkt am 15. August ist die arbeitsintensivste Zeit des ganzen Jahres. Wir binden am Tag vor dem Fest bis zu 500 Kräuterbüscherl, die dann beim Festgottesdienst geweiht und anschließend verteilt werden.
Beim Fest selbst werden die Produkte, die wir das ganze Jahr über herstellen, verkauft. Inzwischen haben wir ein unglaublich breites Angebot – das reicht von unseren Teemischungen über Cremen, Oxymelen, Kräuterspezialitäten, Blumenkränzen bis zu duftenden Kräuterölen und vielem mehr. Natürlich werden unser Besucher auch mit Speis und Trank versorgt, das Kräutergartenfest ist eindeutig der Höhepunkt im Kräutergartenjahr.

Gab es das Fest ausnahmslos jedes Jahr?

Ja, das Fest findet jedes Jahr im Kräutergarten statt. Fast schon legendär ist unser ‚Draht nach oben zum Wettergott‘, auch unsere ältesten Mitarbeiter können sich nur an ein einziges wirklich verregnetes Fest erinnern! Hat vielleicht doch mit (Kräuter-)hexerei zu tun!?