2 x Mond in einer Nacht

Es ist über 50 Jahre her und noch heute fesseln uns die Bilder vom 21. Juli 1969, als der erste Mensch den Mond betrat. Damals war ich noch gar nicht auf dieser Erde – wurde zwar 1969 geboren, aber erst Wochen später.

Heute hab ich im Radio gehört, ist eine partielle Mondfinsternis – ein Ereignis, dass es auch nicht alle Tage gibt, nicht so spektakulär wie die Mondlandung – aber immerhin. Das Wetter ist herrlich – die Chancen gut, auch etwas davon zu sehen.

Aktiv wie ich bin, betätige ich mich ab 19:00 Uhr mit dem Stocksport auf unserer alten, aber noch immer guten Stockbahn mitten im Dorf. „Damentraining“ nennt sich das jeden Dienstag. Manchmal – nicht so oft – sieht man hier auch uns unbekannte, neugierige Menschen, die sich diesen Sport mal ansehen möchten. Es sind keine Außerirdischen, sondern Seminargäste, die im Hotel Ammerhauser ihr Fachwissen erweitern. Aber davon ein anders Mal!

Mondfinsternis auf der VEGA-Sternwarte

Nach dem Training schlage ich vor, heute noch die Mondfinsternis zu beobachten. Aber nicht irgendwo – sondern am Haunsberg auf der VEGA-Sternwarte. Ja, wir sind in der glücklichen Lage in nur wenigen Minuten am Nabel der astronomischen Wissenschaft zu sein. Welch ein Geschenk – findet ihr nicht auch?

Zwei Freundinnen sind sofort überredet! Als Picknick für unser Vorhaben holen wir uns noch eine Jause bei Rudi – das Bella Mare in Anthering ist bereits eine liebgewordene Institution, mit köstlichen Snacks und freundlicher Bedienung.

Über kurvige Straßen geht es über den Würzenberg Richtung Kaiserbuche. Wir sind erstaunt – es sind noch genügend Parkplätze frei. Diesen Tipp der VEGA-Sternwarte wissen noch nicht viele Leute. Und welch ein Glück: nach nur wenigen Schritte erreichen wir das schöne neue Gebäude mit den 2 Kuppeln am Dach – und genau gegenüber steht ein Bankerl, wie für uns drei gemacht.

Schnell breiten wir eine Picknickdecke auf – am Mond ist schon ein Schatten zu sehen – das Spektakel beginnt also bereits.

Was wir nicht ahnen konnten, wir sind nicht alleine hier. Vor dem Bankerl ist ein Zaun – warum auch immer?

Wir starren also in die Luft und genießen dabei unsere Jause vom Rudi, als wir direkt vor uns Geräusche hören. Das gibt´s ja nicht, blitzen uns da Augen an… was ist das? Und es werden immer mehr. Es ist schon so dunkel, dass wir erst nicht erkennen können, was uns da so anstarrt. Das Rascheln unseres Jausenpapiers hat DAMWILD angelockt. Es gibt hier ein Gehege mit imposanten Geweihträgern. Und genau so einer steht direkt vor uns. Hinter ihm eine ganze Horde von weiteren Tieren. Alle blicken sie in unsere Richtung.

Jetzt ist es schwer, sollen wir den Mond beobachten, oder die mächtigen Hirsche? Wir entscheiden uns für den Mond und machen uns auf den Weg direkt IN die Sternwarte. Dort werden wir sehr herzlich empfangen, hier freut man sich über jeden Interessierten, das spürt man sofort.

Über eine Treppe gelangen wir zum kleineren der zwei Teleskope, ein Ritchey-Chrétien-Cassegrain Teleskop. Es hat einen Spiegeldurchmesser von 400 Millimetern und ermöglicht eine bis zu 300fache Vergrößerung. Es wird für die Erforschung und Fotografie näher liegender Himmelskörper genutzt. Bei weniger starker Vergrößerung kann dieses Teleskop auch diese Himmelsobjekte noch ganz darstellen oder fotografieren. Das Teleskop steht in einer Spaltkuppel, die perfekten Windschutz bei längeren Belichtungszeiten bietet.

Man (und Frau auch) kann direkt IN dieses Teleskop hineingehen – über eine gewendelte Treppe erreicht man dieses Bauwerk. Aber heute möchten wir den Mond von der großen Terrasse beobachten.  Das größere der zwei Teleskope ist heute geschlossen. Auch ein RC-Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 1.000 Millimetern. Es steht in einer All-Sky-Kuppel, die sich vollständig öffnen lässt. Die Brennweite beträgt 7.000 Millimeter, je nach verwendetem Okular ergibt sich eine bis zu tausendfache Vergrößerung. Die Verwendung dieses Teleskops ermöglicht das Beobachten und Fotografieren weit entfernter Himmelskörper.

Oben auf der Terrasse stehen mehrere kleine Teleskope, eigens für heute aufgebaut. Und jetzt der erste Blick durch eines dieser Geräte – unglaublich wie nah der Mond plötzlich ist. Wie präzise der Schatten zu sehen ist, der jetzt schon die Hälfte dieser hell, leuchtenden Kugel bedeckt.

Wir sind nicht alleine hier – das versteht sich. Aber das Publikum ist überschaubar, und einige KENNER sind unter ihnen. Personalisiert durch eine Namenskarte findet man sofort Ansprechpartner für Fragen. Das sind alles begeisterte Forscher, dir ihr Wissen sehr gerne mit uns teilen.

WICHTIG für euch liebe LeserInnen: Jeden Montagabend finden teleskopische Sternführungen statt, sofern es das Wetter zulässt. Alle Interessierten können an diesen Abenden ohne Voranmeldung und kostenlos die Sternwarte besuchen, um dort mit eigenen Augen in die Weiten des Weltalls zu blicken.

Natürlich versuche ich mit dem Handy durch die Linse ein Bild von diesem wunderprächtigem Schauspiel zu machen – aber das gelingt mit nicht.  Also entscheide ich mich, den Augenblick zu genießen, und heute auf Bilder zu verzichten.

Aber ein Bild will ich euch schon mitgeben – ich war bei strahlendem Sonnenschein auch da – mit meinem Schatz! Und jetzt seht auch mal diesen Ausblick an – hier heroben lässt es sich nicht nur in das All schauen!

 

Auf bald eure Elfe.